Inzwischen haben wir Moena hinter uns gelassen. Wir streben Richtung Passo St. Nicolo. Wieder spielt sich über uns ein Wolkendrama ab. Wolken rotten sich zusammen, werden wieder auseinander gerissen. Sie bilden Türme, fallen wieder in sich zusammen. Am Abend in Canazei werden wir hören, daß es dort in diesem Moment heftig geregnet hat. Freut und Leid können nah beieinander liegen.
Marmolada (3342m). Ein erhabener Anblick. Wenn die Sonne wieder durch die schnell fliegenden Wolken bricht, glänzt der Gletscher im Sonnenlicht. Während wir den Bindelweg entlang fahren, ist unser Blick immer auf diesen Berg gerichtet. Nur wenn der Weg schwieriger wird, müssen wir die Augen abwenden, um nicht im Abgrund zu landen. Immer wieder bleiben wir stehen, um den Anblick richtig genießen zu können.
Kurz vor dem Fedaiasee sind wir scharf nach Norden abgebogen. Den Blick auf die Marmolada haben wir verloren. Als sei es eine Entschädigung taucht vor uns die Sellagruppe auf. Die Natur als Architekt erstaunt uns doch immer wieder.
Als Kontrastprogramm zu Fels und Eis sind diese grünen Wiesen eine willkommene Abwechslung. Wir sind nicht weit entfernt von Corvara. Von Hektik und Betrieb ist aber nichts zu spüren. Im Gegenteil. Um uns herum ist eine Ruhe zu spüren, die jede Zelle des Körpers erfaßt. Zufriedenheit macht sich breit.