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Titel

Heftig im Allgäu

- Gardaseefeeling rund um Oy-Mittelberg -
von Eckart Heinrich

Inhalt:


DieTour

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Es ist acht Uhr dreißig. Ich sitze auf einer Bank am verabredeten Treffpunkt. Die Sonne steht noch tief über der Zugspitze und den Ammergauer Bergen. Mein Blick schweift von der Alpspitze über den Breitenberg, Falkenstein, Salober zur Zugspitze. Die Bank ist noch feucht vom Morgentau. Keine Wolke ist zu sehen. Es wird sicher ein traumhafter Tourentag. "Bikeabenteuer-Wetter", murmele ich vor mich hin. Nicht die wirklich hohen Berge sind an diesem schönen Herbsttag unser Ziel. Wir wollen ein paar Highlights rund um Oy-Mittelberg aneinanderreihen und zu einer Traumtour verbinden. "2000 Höhenmeter und Gardaseeabfahrten". Das waren die Eckpunkte die es zu erfüllen gilt. Geht das im Allgäu? Es geht!

Letzten Sommer habe ich die Tour mit Adi schon erkundet und wir waren so begeistert, daß wir sie dieses Jahr wieder fahren wollen. Von der Idee angesteckt haben wir Peter und Wolfgang. Bis auf Wolfgang, der erst vor kurzem den Mountainbikemarathon in Oberstdorf mitgemacht hat, sind wir zwar nicht gut im Training, wir wollen uns daher den ganzen Tag Zeit lassen und es ruhig angehen.

Wie ich da so in der Sonne sitze und die Strecke im Kopf sortiere kommen drei Biker aus der aufgehenden Sonne auf mich zu geradelt. Es sind meine Mitstreiter. Sie hatten sich beim Adi getroffen und sind von dort zum Treffpunkt gerollt. Sie haben schon eine nette Trailabfaht hinter sich und sind entsprechend motiviert.

Es gibt eine kurze Begrüßungszeremonie, Wolfgang kannte ich nur per Email. Er macht aber einen sympathischen Eindruck. Er entlarvt mich aber sofort als "Nicht Allgäuer". Erwischt. Dieser Makel wird wohl immer an mir haften. Sei's drum, heute verbindet uns das schönste Hobby der Welt. Unsere Tour beginnt...

Erst haben wir noch ein Stück Anfahrt zu absolvieren. Es geht über Feldwege Richtung Ferienanlage Reichenbach (911m). Von hier beginnt der erste Anstieg. Das erste Etappenziel ist die Stubentalalpe. Bis zur Haslacher Alm (1100m) ist der Weg geteert. Dann beginnt ein Schotterweg, der teilweise recht steil wird. Eine ganze Zeit war der schönste Weg zur Stubentalalpe durch Murenabgänge blockiert. An der Schlüsselstelle ist eine Brücke immer wieder zerstört worden. Die Gemeinde hatte es dann aufgegeben, den Übergang immer wieder neu zu erstellen.

In diesem Jahr haben sie es aber schließlich doch nochmal gemacht. Mal sehen, wie lange es diesmal hält. Heute kommen wir auf jeden Fall gut rüber. An der Stubentalalpe (1284m) angekommen halten wir kurz inne. Der Hüttenwirt hat schon aufgestuhlt. Er rechnet wohl mit viel Gästen, bei dem schönen Wetter. Zum Einkehren ist es für uns aber noch zu früh. Auch wenn die Hütte noch so schön liegt.

Von der Stubentalalpe ins Vilstal ist eine Hochgeschwindigkeitsschotterstrecke zu absolvieren. Die traumhaften Blicke Richtung Sorgschrofen und ins Tannheimer Tal kann man nur im Augenwinkel genießen. Wer hier falsch bremst verliert und wird zu Schumpenfutter.

Im Vilstal angekommen (950m) fahren wir Richtung Pfronten. Inzwischen haben auch andere bemerkt, daß das Wetter genial ist. Ein ziemlicher Ausflugsradelverkehr kommt uns entgegen. Das Vilstal ist ein beliebtes Radel- und Wandergebiet.

Schließlich kommen wir an unsere zweite Auffahrt. Das nächste Etappenziel heißt Bärenmoosalm (1284m). Der Forstweg zieht sich mit mäßiger Steigung Richtung "Himmelreich" hinauf. Am Ende wird das Erreichen des Himmelreiches dann steiniger und beschwerlicher. Wie im richtigen Leben. Wolfgang zieht das Tempo an. Wir sind ihm scheinbar zu langsam. Kein Wunder, der Bikemarathon war sicher ein gutes Training. Wir lassen ihn ziehen. Ich mache lieber ein paar schöne Fotos von den herbstlich gefärbten Wäldern.

Als wir an der Alm ankommen müssen wir leider feststellen, daß diese schon geschlossen ist. Sie scheint doch mit dem Viehscheid zu schließen. Wir hatten uns schon die letzten Steigungsspitzen immer wieder mit den legendären Käs- und Wurstbroten motiviert, die es hier gibt. War wohl nix! Die Aussicht entschädigt uns, füllt den Magen aber auch nicht. Dann müssen wir halt im Achtal einkehren. Dort gibt es einen Gasthof.

Der Weg von der Bärenmoosalm ins Achtal ist einer meiner Lieblingswege. Total verblockt mit großen Steinen. Entsprechend unbeliebt bei Wanderern und Radfahrern. Für Biker ein Traum. Wir surfen ins Tal. Kiloweise Glückshormone werden ausgeschüttet. Schließlich kommen wir dann doch im Achtal an (950m).Vor lauter Rausch fahren wir gleich in Richtung Tannheimer Tal. Bald schon wird uns aber klar, daß wir das Essen vergessen haben. Der Gasthof liegt nämlich ein Stück zurück in der anderen Richtung. Nach einer kurzen Beratung machen wir kehrt und fahren zum Gasthof Fallmühle. Wir wollen den Breitenberg doch nicht mit leerem Magen in Angriff nehmen.

Nach dieser Stärkung geht es wieder Richtung Österreich. Die Zollstation ist inzwischen natürlich abgebaut. Hier zweigt der Weg ab Richtung Breitenberg. Unser nächstes Etappenziel. Wir wollen auf den Sattel zwischen Breitenberg und Aggenstein (1679m).

Zunächst ist es ein gemütlicher Forstweg, schließlich wird er steiler und dann ein gemeiner Karrenweg ohne echte Chance ihn zu fahren. Peter und Wolfgang haben sich unterwegs verabschiedet. Sie sind ihr eigenes Tempo gefahren und uns davongezogen. Adi und ich fahren hinterher und genießen den "Indian Summer". Tolle Blicke und Stimmungen. Hoffentlich kommt das auf den Fotos rüber. Auf dem Karrenweg geht schließlich nicht mal mehr schieben. Wir tragen unsere Bikes den Berg hinauf. Kehre um Kehre. Die Sonne brennt uns auf den Helm. Obwohl es schon Oktober ist, hat sie eine ziemliche Kraft. Ein Wanderpärchen kommt uns entgegen. Ein Arbeitskollege von mir: "Hallo Eckart!" "Hallo Peter!" "Was machst Du denn hier?" "Mein Bike den Breitenberg hochtragen!" "Tolle Idee!" Es gibt einfach Menschen, denen sich die Faszination des Mountainbikens nicht erschließt. "Viel Spaß noch!"

Als Adi und ich schließlich auf dem Sattel (1679m) ankommen, liegen Peter und Wolfgang schon seit längerem in der Sonne. Der Blick ist umwerfend. Füssen, mit seinen Schlössern und Seen, das Allgäuer Hinterland und in der anderen Richtung eine unendliche Bergkulisse. Stark!

Was man hier deutlich spürt, ist die Nähe der Gondelbahn. Menschenmassen strömen um uns herum. Vorsichtig fahren wir das belebte Teilstück vom Sattel zur Bergstation der Gondelbahn hinab (1500m). Das Highlight der Tour steht unmittelbar bevor. Wir lösen uns von der Menge und gleiten hinab auf den Weg, der unterhalb der Gondelbahn in die Tiefe stützt.

Felsen, Felsstufen, kleine Steine, große Steine, riesige Steine, Kehren, Spitzkehren, alles was das Bikerherz begehrt. Und das 650 Höhenmeter lang. Kaum ein Wanderer kommt auf die Idee, diesen Weg zu gehen. Sie fahren alle mit der Bahn. Gott sei dank!

Schließlich kommen wir an ein Sperrschild. Von unten her wird der Weg scheinbar ausgebaut. Wegen der Fällarbeiten soll man den Weg im Moment nicht benutzen. Da heute Feiertag ist, übergehen wir diesen gut gemeinten Rat und fahren weiter. Am Feiertag wir sicher nicht geholzt. So ist es dann auch. Unter der Woche wäre es aber sicher nicht ratsam, diesen Weg zu benutzen!

Als wir schließlich wieder festen Boden unter den Füßen haben, stehen wir beieinander und sind uns einig: "Das sind Wege, die glücklich machen!" Rundherum eine geniale Abfahrt.

Noch voll aufgepeitscht fahren wir durch Pfronten. Wir steuern ein italienisches Eiskaffee an. Jetzt muß ein Capochino her. Wir sitzen auf der Terrasse des Cafés und karteln die Tour noch mal durch. Wir erzählen über Bonanzafahrräder und Eisstiele in den Speichen, von durchgebremsten Reifen und andere brennende Themen.

Schließlich machen wir uns auf den Heimweg. Über kleine Weiler und Nebenstrecken mögeln wir uns an Nesselwang und somit am Urlaubsverkehr vorbei und fahren schließlich entlang der Wertach in den Abend. Kurz vor Oy trennen sich unsere Wege wieder. Wir verabschieden uns und jeder fährt mit einem leicht müden aber zufriedenen Gefühl nach Hause.

2000 Höhenmeter und "Gardaseeabfahrten" - Rund um Oy kein Problem. Sogar Tragepassagen sind möglich. Biker was willst Du mehr...


Anmerkungen zur Tour

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Diese Tour ist heftiger als sie ausschaut. Der Anspruch an Kondition und vor allem an das Fahrkönnen liegt im Bereich einer Alpenüberquerungsetappe. Die Tragestrecke auf den Breitenberg summiert sich auf circa 45 Minuten. Das muß man mögen! Die beschriebene Abfahrt von der Bärenmoosalm und vor allem unterhalb der Breitenbergbahn ist technisch sehr anspruchsvoll. Glücklich machen diese Wege nur die, die sie fahren können. Aus diesem Grund: Geht in euch und fragt euch, ob diese Tour wirklich was für euch ist. Ich möchte keine Klagen hören!

Wer in Oy noch einkehren möchte, dem empfehle ich das Bistro "Oyer Stuben", Hofäcker 7, oder den Landgasthof "Rössle" in der Mittelbergerstraße 2. Ansonsten sei auf die Internetseiten von Oy-Mittelberg verwiesen.


Verwendete Karten

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Zumstein Wanderkarte, "Nesselwang/Oy-Mittelberg/Wertach" Maßstab 1:30000


Die Strecke

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Oy-Mittelberg (938m) - Haslach (836m) - Feriendorf Reichenbach (945m) - Nähe Haslacher Alm (1000m) - Stubental Alm (1284m) - Schneidbach (1000m) - Schochersäge (890m) - Himmelreich (1180m) - Bärenmoosalm (1284m) - Fallmühle (926m) - Zollhaus (1028m) - Jagthütte (Auf Weg 5) (1500m) - Sattel zwischen Aggenstein und Breitenberg (1679m) - Hochalphütte (1500m) - Breitenberg Talstation (850m) - Pfronten Meilingen (893m) - Pfronten Kreuzegg (887m) - Pfronten Rehbichl (882m) - Hertingen (908) - Schneidbach (905m) - Fischersäge (827m) - Lohmühle (850m) - Stich (900m) - Oy-Mittelberg (938m)


Technische Daten

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Strecke: 65 km; Fahrzeit: 5:15 h; Unterwegs: 9:00 h; circa 2000 Höhenmeter


Bilder der Tour

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Die Bilder zur Tour habe ich - wegen der Dateigröße - in ein anderes Dokument ausgelagert. Hier findet ihr ein paar optische Highlights der Tour. Leider muß ich mich natürlich auf ein paar Bilder beschränken. (Ich habe weder ISDN noch DSL!) Ich hoffe, es kommt trotzdem was rüber.


Stand: 9.05.2009
© by E.Heinrich